Literatur

Erinnerungen eines Kämpfers

von

»Yassir Arafat sah mich an und lächelte« ist der erschreckend nüchterne Bericht eines Jungen, der als Kämpfer im libanesischen Bürgerkrieg zwischen Schulbank und Geschützgraben heranwächst. Fünf Jahre lang hat der Junge teil am erbitterten Kampf um kleinste Territorien bei ständig wechselnden Allianzen, er erstürmt Stellungen, liegt unter Beschuss, wirft Granaten, tötet und wird nebenbei in der Großstadt Beirut erwachsen, lernt Mädchen, Pornos, Drogen, Alkohol kennen. Er begegnet dem Grauen mit Coolness, genießt seinen neuen Status, lebt den Krieg, wie andere Jugendliche ein Videospiel spielen: der Gegner – eine auszuschaltende Figur, Befehle – sind auszuführen.

Yussef Bazzi enthält sich jeglicher politischen oder moralischen Wertung, doch der scheinbar naive Blick seines jugendlichen Alter Ego zeigt gerade, was vom Staub aufgeregter Medienberichterstattung und den heroisch eingefärbten Linsen des Hollywood-Kinos gleichermaßen verdeckt wird: den einzelnen Menschen, der, nicht vor die Wahl zwischen Frieden und Krieg gestellt, nur einen Ausweg hat: Überleben.

»Yassir Arafat sah mich an und lächelte« beschreibt, was keine Kamera und kein journalistischer Kommentar einfangen können: die authentischen Erfahrungen eines Betroffenen, unvermittelt, ungeschönt und unsentimental.