Lückentexte

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„Das vorliegende Büchlein beschäftigt sich mit Lücken. Dort, wo mich die Welt anlächelte mit dem Milchzahngebiss eines Schulanfängers oder dem letzten Zahn einer verwundeten Greisin, sah ich Platz für einen Text.
Dabei war es völlig unerheblich, ob es sich um die reale Welt handelte wie in den Portraits verschwundener Menschen und Orte oder die literarische Welt wie in einem von Shakespeare nicht notierten Gespräch zwischen Herrn und Frau Macbeth, ob es sich auf die Vergangenheit bezog, auf die Gegenwart oder die Zukunft, ob einer Person zu gedenken war – der blinden Usche, dem oberen Beck – oder ein Ort zu beschreiben – der Hasensaal, der alte Steinbruch, die Bushaltestelle – ob ich einen vergessenen Dialog nachzuliefern hatte – was hätten Kaspar und Agathe im Freischütz sich nicht zu sagen gehabt – oder einer ewig stummen Figur meine Stimme leihen wollte, wie in den fiktiven Briefen des Augsburger Bäsles an Mozart.

Ausschlaggebend einen Text zu schreiben, war der Mangel, den ich empfand, die fragenden Augen, die ich sah und in denen ich die Bitte um Wort und Stimme zu lesen glaubte.“ (Bernd Schmitt)

Die skurrilen Zeichnungen Dorothea Grathwohls schaffen eine phantastische Gegenwelt, zu der oft zärtlich-schrägen Sicht auf die Menschen und die Dinge in den Texten von Bernd Schmitt.