Lusophone Lyrik

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Die sãotomensische Lyrikerin CONCEIÇÃO LIMA gehört zu den wesentlichen Autorinnen der heutigen afrikanischen Poesie.

Conceição Lima wurde 1961 in Santana, São Tomé, geboren und verbrachte auf der paradiesischen Insel am Äquator ihre Kindheit und Schulzeit, nach der sie zum Studium der Journalistik erst nach Portugal ging. Nach ihrer Rückkehr aus Europa arbeitete sie in der Hauptstadt São Tomé für diverse Medien und gründete und leitete in den 1990er Jahren die unabhängige Wochenzeitung »O País Hoje«. Dann zog sie nach London, um weiterführende Afro-Portugiesische und Brasilianische Studien am King’s College sowie Afrikanische Politik zu studieren. Zudem war Conceição Lima rund zwanzig Jahre lang bei der BBC journalistisch tätig. Aus jener Zeit in der europäischen Ferne stammen ihre ersten beiden Lyrikbände »O Útero da Casa« (2004, Die Gebärmutter des Hauses) und »A Dolorosa Raíz do Micondó« (2006, Die schmerzvolle Wurzel des Affenbrotbaums), die in der gleichnamigen zweisprachigen Doppelausgabe (Edition Delta, Stuttgart 2010) auf Deutsch bereits vorliegen.

Im Jahr 2009 kehrte sie zum zweiten Mal nach São Tomé zurück und ist seither als freie Journalistin dort tätig. Ihr dritter Gedichtband »O País de Akendenguê« (2011, Das Land von Akendengué) wurde in Portugal als »ein Ereignis von seltener Bedeutsamkeit in der aktuellen portugiesischsprachigen Poesie« (Helder Macedo) gewürdigt. Darin weitet sie den Begriff »Insel« ins Universelle und verleiht ihrer insularen Afrikanität, zu der neben zahlreichen afrikanischen Kunst- und Kulturschaffenden wie Pierre Akendengué, Alda Espírito Santo, Protásio de Pina, Luís Carlos Patraquim, Tchicaya U Tam’Si und Francisco José Tenreiro auch Camões, Sophia de Melo Breyner Andresen, Vladimír Holan oder Adonis gehören, eine universelle Dimension. Der afrikanische Blickwinkel ihrer Poesie erweiterte und vertiefte sich zunehmend nach der zweiten Rückkehr auf ihre Insel: »21 – Ich habe die Postkarten zerrissen./ Nichts ist so wirklich, wie hier zu sein.« (2015, Wenn Samt-Tamarinden auf dem Dach des Gipfels blühen). In ihrem vierten Gedichtband »Quando Florirem Salambás no Tecto do Pico« thematisiert sie u.a. auch die heutige politische und soziale Situation ihres Landes.

Conceição Lima zählt gemeinsam mit der angolanischen Dichterin Ana Paula Tavares zu den »eindringlichsten lyrischen Stimmen der afrikanischen Gegenwartsliteratur« (Michael Kegler).

Anknüpfend an ihre beiden zweisprachigen Erstwerke »O Útero da Casa & A Dolorosa Raíz do Micondó – Die Gebärmutter des Hauses & Die schmerzvolle Wurzel des Affenbrotbaums« (Edition Delta, Stuttgart 2010) liegt nun mit ihren folgenden beiden zweisprachigen Werken »O País de Akendenguê & Quando Florirem Salambás no Tecto do Pico – Das Land von Akendengué & Wenn Samt-Tamarinden auf dem Dach des Gipfels blühen« (Edition Delta, Stuttgart 2021) das bisher veröffentlichte Lyrikwerk von Conceição Lima vollständig ins Deutsche übersetzt vor.

Tobias Burghardt (Nachwort)