Lustige Bilder aus der Vergangenheit der Zukunft

Ein illustrierter Streifzug durch die ‚Fliegenden Blätter‘ und andere humoristische Zeitschriften des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts

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Über das Buch
Mit der beginnenden teilweisen Mobilisierung der Bürger im Biedermeierzeitalter veränderten sich die Lebensumstände in Stadt und Land. Die Mobilisierung der Massen begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts, begleitet von den Auswirkungen der „industriellen Revolution“, dem Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft, der in Deutschland um 1850 begann. Diese Umwälzungen führten zu einer Zerstörung der traditionellen Werte und zu einschneidenden Veränderungen im Gesellschaftssystem. Man tauschte enorme technische Fortschritte gegen ein zunehmendes allgemeines Unbehagen, auch auf dem kulturellen Sektor, ein.
Die sind bekannte Tatsachen, aber durch den Brennspiegel der zeitgenössischen Satire zeigt sich erst, wie der Alltag der Menschen sich veränderte. Parallelen zur Gegenwart sind unübersehbar: Im damals anbrechenden Industriezeitalter war es die Mobilisierung der Massen, heute sind es die Veränderungen durch Digitalisierung sowie der wachsende Einfluss von Robotern auf die menschliche Gesellschaft.
Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass auf den Seiten der populären humoristisch-satirischen Zeitschriften ‚Fliegende Blätter‘ (München, Braun & Schneider 1845–1944), ‚Meggendorfer Blätter‘ (München, J. E. Schreiber 1889–1928) u. a. ein ganzes Pantheon bekannter Künstler (Theodor Grätz, Adolf Hengeler, August Meissl, Adolf Oberländer, August Roeseler, Arpad Schmidhammer, Hermann Stockmann, Carl Storch u. a.) vertreten war.
In den ausgewählten Bildbeispielen aus der Zeit des endenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts wird die anbrechende Moderne sichtbar gemacht; die Zeichnungen reflektieren die wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen des anbrechenden neuen Zeitalters.
Vielfach gab es Parodien („Der moderne Erlkönig“) und Zukunftsbilder mit Gegenüberstellungen („da mals – heute – morgen“), ansonsten extrapolierten die Zeichner die möglichen Entwicklungen und Auswirkungen verschiedener Neuerungen auf das gegenwärtige und künftige Leben.
Themen waren dabei neue Fortbewegungsmittel (vom Fahrrad über das Automobil bis zum Zeppelin und Flugzeug), Erfindungen für Haus, Familie und Wirtschaft (vom Telephon – damals mit „ph“ geschrieben – über das Grammophon bis zum Kinematographen – dem Film –) sowie Entwicklungen auf gesellschaftlichem Gebiet (Auswüchse in der Werbung, die Emanzipation der Frauen, Umweltveränderungen und Kriminalität), wobei sich die Themenfelder oft überschneiden. Erstaunlich ist, wie sehr sich manche Erwartungen erfüllt haben, etwa auf dem Gebiet der Gleichberechtigung der Frauen (die weibliche „Justizgalerie“ auf S. 116 wirkt inzwischen vertraut) und der Werbung (kaum ein Sportler tritt heute noch unbepflastert mit Firmen-Logos vor die Kameras, vor dem Hintergrund einer Multi-Logo-Werbetafel); ; auch das „Hundertwasser-Haus“ auf S. 102 überrascht heute nicht mehr (man denke nur an den tatsächlich bestehenden „Hundertwasser-Bahnhof“ Uelzen …).