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Jaroslav Hašek – mehr als Schwejk

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Der Roman „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk” gehört zur Weltliteratur. Fast vollständig verschwindet dahinter sein Schöpfer, der tschechische Schriftsteller Jaroslav Hašek (1883 – 1923). Zeitweise Anarchist und politischer Agitator, gründete er die „Partei für den gemäßigten Fortschritt im Rahmen des Gesetzes”, eine Protest-Partei, die wesentliche Elemente des Polit-Happenings vorwegnahm. Er schrieb zahllose Satiren und Kurzgeschichten und betrieb ein „kynologisches Institut”: erfundene Hunderassen mit gefälschtem Stammbaum und gefärbtem Fell führten Zoologenzunft wie Hautevolee aufs Glatteis. Im I. Weltkrieg wechselte er wiederholt das Lager und wurde zweimal zum Tode verurteilt. Zurück in Prag schrieb er schließlich desillusioniert seinen „Schwejk”. Die damals wie heute opportune politische Großmäuligkeit, die spirituellen Sinnstiftungen und die dumpfe Zufriedenheit der Hüter des Bestehenden zerlegte er höchst unterhaltsam und mit literarischer Souveränität – selbst dann, wenn die Verhältnisse ihn auszulöschen drohten.