Machet gut, Schwatte!

Geschichten zum Abschied von unserer Kohle

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Mein Großvater, der einst aus dem Saarland ins Ruhrgebiet kam, erklärte mir sehr früh den Bergbau. Opa August malochte nämlich, nachdem er einen schweren Unfall erlitten hatte, in Osterfeld auf der Zeche Jacobi als Anschläger am Schacht. Er war für das Be- und Entladen des Förderkorbes zuständig und hatte die Aufsicht bei der Seilfahrt der Kumpel. Ein verantwortungsvoller Posten. Damals, als Opa August den Weg ins Revier fand, gab es etwa 170 Zechen, auf denen rund 350000 Kumpel einfuhren. Mit Opa August ging ich als „Köttel“ manchmal auf Tour, wenn ich ihn vom Pütt abgeholt hatte. Irgendwann, es war der Tag der Arbeit und Opa hatte keine Schicht, zog es uns bis nach Bottrop-Fuhlenbrock. Er zeigte mir in einem kleinen Birkenwäldchen eine große runde Metallplatte. „Hier entsteht demnächst eine neue Zeche. Unter dieser Platte befindet sich der tiefe Schacht. Hier wird das Schwarze Gold irgendwann ans Tageslicht kommen.“ Später sollten hier sein Sohn, mein Onkel Hermann und mein Vetter Werner einfahren. Als Opa August 1958 seine letzte Schicht auf Jacobi verfuhr, meinte er nur: „So, ab heute ist Schicht im Schacht.“ Mit dieser Aussage konnte ich damals noch nichts anfangen. Heute schon, und vermutlich werde ich 2018 hautnah dabei sein, wenn nach 1000 Jahren Bergbau im Ruhrrevier die letzte Schicht verfahren wird und es bei uns im Pott unwiederbringlich heißen wird: „Machet gut, Schwatte.“ (Friedhelm Wessel)