Mainzer Reihe. Neue Folge

Feuilletons

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Sigismund von Radecki zählt zu den großen Autoren der kleinen Form. In den überwiegend zwischen 1928 und 1938 entstandenen Prosastücken dieses Bandes erkundet er Berlin und fremde Länder, aber auch die eigene Kindheit auf Gütern im Baltikum oder in Sankt Petersburg. Seine Feuilletons nehmen die Objektnähe und geometrische Spannung neusachlicher Fotos auf; gleichzeitig greifen sie auf die Bildlichkeit des Expressionismus zurück, unter dessen Einfluss er 1912 zu veröffentlichen begann. Radeckis ‚Momentaufnahmen‘ stehen in Verbindung zur filmartigen Prosa Friedo Lampes und legen Zeugnis ab vom Weiterleben der Moderne im Dritten Reich.
Der Anhang enthält auch persönliche Erinnerungen an Karl Kraus und Else Lasker-Schüler – 1924 hatte die Dichterin der gemeinsamen Begeisterung für Charlie Chaplin und Kinobesuche ‚ausgerüstet mit Fruchtbonbons‘ ein poetisches Denkmal errichtet.
Mit Sigismund von Radecki wird ein Autor von Rang wiederentdeckt.