Mallorca erzählt – Literatur der Balearen

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Pau Faners Roman spiegelt die menorquinische und spanische Geschichte von 1800 bis 1975, dem Todesjahr des spanischen Diktators Francisco Franco, wider. Angefangen bei dem Bauerntölpel Camprubí, dem ‚Stammvater‘ der Sippe, deren Geschichte über fast zwei Jahrhunderte nachgezeichnet wird, bis zu einer Fernsehübertragung von Francos Begräbnis wird anhand von Einzelschicksalen ein spannendes Sittengemälde der menorquinischen Gesellschaft und ihrer Entwicklung gezeichnet, das sich auch verschiedener Elemente des magischen Realismus bedient. So tritt in entscheidenden Momenten die Muse Agnès auf den Plan und greift in die Speichen des Rads der Geschichte, um es nach ihrem Gutdünken hierhin und dorthin, zum Guten oder zum Bösen zu lenken. In einem unterhaltsamen, kostumbristischen Stil läßt dieser moderne Klassiker der balearischen Literatur, der auch auf die Bühne gebracht wurde, ein fiktionales Menorca entstehen, in dem man durchaus die reale Baleareninsel in Geschichte und Gegenwart wiedererkennen mag.

Pau Faner, geboren 1949 in Ciutadella (Menorca), ist im Hauptberuf Gymnasiallehrer. Nach dem Studium der spanischen, katalanischen und englischen Philologie wurde er mit einer Dissertation über ‚Innenansichten der neueren Erzählliteratur auf den Balearen‘ promoviert. Er gilt als einer der Wegbereiter und Hauptvertreter des magischen Realismus in der Erzählprosa der Balearen und hat sich auch als Maler einen Namen gemacht: Seine Werke wurden u. a. in Barcelona, Madrid und New York ausgestellt. Den Großteil seines Romane, Erzählungen und Kinderbücher umfassenden Werkes hat er in katalanischer, einige Bücher auch in spanischer Sprache verfaßt. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Premi Josep Pla sowie den Premi Víctor Català (beide 1984) für katalanischsprachige Werke sowie den Premio Nadal für ein spanisches Buch. Pau Faner schreibt auch Kolumnen für mehrere katalanisch- und spanischsprachige Tageszeitungen.