Mamamaus Mandzukic

Zaubermärchen aus der Traumazeit

von

Vier Märchen und ein abschließender Dialog um eine sich ständig wandelnde Zauberratte namens Mamamaus Mandzukic, Wiesentochter Zezenobia, Mausmutter Mamula, Väterchen Schwapp und andere Phantasiewesen entführen den Leser in einen von orientalischen und westantiken Mythen in gleicher Weise durchwobenen Kosmos, in dem alles als beseelt, Irdisches mit Jenseitigem verbunden erscheint. Die erzählende Rattenmaus begleitet ihre GefährtInnen durch Erinnerungen und Visionen jener „Traumazeit“, die von einer grausamen Allgegenwärtigkeit aller Ereignisse, des Möglichen und des Unmöglichen, beherrscht wird. Dabei verbindet sich das Wundersame mit dem Politischen, dem syrischen Bürgerkrieg mit seinen Hinrichtungen im römischen Theater von Palmyra ebenso wie mit dem Völkermord an den burgenländischen Roma oder der Deportation der Juden aus dem Ghetto von Rom. In der Zusammenführung von Erzählfragmenten, Dialogen, Sprüchen, Gedichten, Kleinepen, Briefen und Zeichnungen, die das Genre des Zaubermärchens neu belebt, entwickelt Peter Pessl eine multiple Textform, die das „Wüten der Wahnwelt“ reflektiert, sich dieser jedoch kraft ihrer eigengesetzlichen Logik zu widersetzen und sie zu transzendieren vermag. Pessls Sprachschöpfungen zählen zu den kühnsten und konsequentesten Hervorbringungen formavancierter Literatur heute.