Man nannte uns Hitlermädchen

Kinderlandverschickung von Königsberg (Pr.) nach Sachsen

von

Die Erzählung besteht aus zwei Teilen. Der Text, eine Mischung aus Fiktion, Autobiographischem und Sachbuch ist keine Dokumentation, sondern sind meine lückenhaften Erinnerungen und die von ”Lagerschwestern”, mit denen ich aus Königsberg 1944 bis 45 in ein KLV-Lager nach Oelsnitz/Erzgebirge kam. Wir waren zwischen 10 und 14 Jahren. Jungmädel. Er erzählt nicht nur, was wir in dem Lager und danach erlebt haben. Er soll auch berichten, woran wir geglaubt haben, was uns geprägt hat. Was ist davon geblieben?!
Der erste Teil beginnt mit der Abfahrt aus Königsberg nach den beiden großen Bombenangriffen im August 1944, erzählt von der Zeit in dem Lager. Es sind Bruchstücke. Wie unsere Erinnerungen. Die Auflösung des KLV-Lagers (Mai 1945) war dramatisch. Die meisten der Oelsnitzer Gasteltern nahmen die Kinder auf. Eine Zeit des Wartens auf Angehörige, die vielleicht aus Königsberg flüchten konnten. Ungewissheit, Angst.
Im Gegensatz zu den Kindern in den vielen KLV-Lagern aus den anderen bombengefährdeten Städten konnten die Königsberger Kinder nicht zurück in ihre Heimat. Und nicht alle Kinder wurden abgeholt.
Im zweiten Teil lasse ich wiedergefundene ”Lagerschwestern” erzählen, nicht unbedingt wörtlich. Jede erinnert andere Situationen. Aber Tieffliegerangriffe, Strammstehen, Warten auf Post, Fragen nach ”Endsieg” und ”Kapitulation”, Fragen nach einer ”Erklärung” haben alle in Erinnerung.
Es hatte nach Auflösung des Lagers keinen weiteren Zusammenhalt gegeben; aber wenigstens einige von diesen ”Zeitzeugen” habe ich später wiederfinden können.
Meine Erzählung ist also auch die der anderen. Kinder, der Ideologie der Nazis ausgesetzt und geprägt. Haben sie sich betrogen gefühlt? Wie sind sie später im Leben damit umgegangen? In Ostdeutschland, in Westdeutschland, im Ausland. War ich ein “Hitlermädchen”?
Fragen, die nicht wissenschaftlich beantwortet werden können aber im Gang der Erzählung zum Nachdenken anregen.