Manchmal läuft’s nicht rund – Warum Aufgeben für mich keine Option ist

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Claudia Neumann hat so ziemlich alles falsch gemacht:
Sie ist Sportreporterin im Fernsehen.
Sie kommentiert Fußballweltmeisterschaften.
Sie ist in eine Männerdomäne eingebrochen.
Sie ist darin als Frau erfolgreich.
Und dafür zahlt sie einen Preis.

Jetzt erzählt sie ihre Geschichte.

Claudia Neumann wächst in den 1960er und 1970er Jahren in einem verschlafenen Nest im Rheinland auf – eine Zeit, in der Deutschland noch geteilt ist und Frauen, die arbeiten wollen, die Erlaubnis ihres Mannes brauchen.
Auch im Sport gelten klare Spielregeln: Fußball ist etwas für Männer. Dass sich ein junges Mädchen dafür begeistert, ist eher die Ausnahme.
Doch Claudia Neumann zieht es nach der Schule auf den Bolzplatz, wo sie mit den Jungs um die Wette kickt. Es gibt noch keine Smartphones, kein Internet, keine sozialen Netzwerke, die Welt tickt noch analog. Das Massenmedium der Zeit heißt Fernsehen.

1974 hat Claudia Neumann ihr Schlüsselerlebnis: Die Fußball-WM findet im eigenen Land statt, die Spiele werden live übertragen und sie fiebert bei jedem einzigen im Wohnzimmer mit und entwickelt eine heimliche Faszination für die «Sprecher« (wie sie damals in den Programmzeitschriften noch hießen). Dass sie, über 40(!) Jahre später, einmal selbst die erste Frau sein wird, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehnen die wichtigsten WM-Spiele kommentiert, steht da noch in den Sternen. Genauso wie die Häme und der Hass, der sich deswegen über sie ergießen und eine Debatte sondergleichen anheizen wird.

Wir schreiben das 21. Jahrhundert – und dass eine Frau einen »Männerjob« macht, scheint noch lange nicht normal. Dies wird die Geschichte einer Frau, die seit Jahren ihren Mann steht.