Markante Köpfe

Anton van Dyck und sein illustrer Kreis

von

Porträtkunst in Schwarzweiss: ein Graphikzyklus des flämischen Barock

Der niederländische Künstler Anton van Dyck (1599–1641) ist nicht nur durch seine hervorragenden und zum Teil überlebensgrossen Porträts in die Kunstgeschichte eingegangen, sondern bleibt auch durch seine Iconographia auf dem Gebiet der gedruckten Bildnisse unvergessen. Über hundert Porträts berühmter Zeitgenossen sind in diesem Graphikzyklus vereint. Neben Monarchen, Staatsmännern, Gelehrten und Philosophen finden sich darin auch Künstler abgebildet, die für van Dyck von besonderer Bedeutung waren. Wenngleich der Grossteil der Porträts nach Entwürfen oder Gemälden van Dycks gestochen wurde, so griff der Meister bei einigen der Künstlerporträts selbst zur Radiernadel. Ergebnis dieses spontanen, unvoreingenommenen Herangehens an die Kunst des Radierens sind einige äusserst seltene Probedrucke avant la lettre.

Der Entstehungsablauf der Iconographia gleicht einer Abenteuergeschichte mit zahlreichen, bis heute ungelösten Fragen. Über den Beweggrund, dieses ehrgeizige Projekt um 1632 in Angriff zu nehmen, kann nur gerätselt werden. Van Dyck, der mit der Tradition der Porträtbücher bestens vertraut war, dürfte im Medium der Druckgraphik auch für sich die Möglichkeit erkannt haben, seine gefeierte Bildniskunst erfolgreich zu vermarkten.

Die Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung «Markante Köpfe. Anton van Dyck und sein illustrer Kreis im Porträt» (24. April – 28. Juni 2013), die von der Graphischen Sammlung der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit der Gastkuratorin Carme Rodríguez-Pàmias erarbeitet wurde. Dank der grosszügigen Schenkung des Zürcher Bankiers Heinrich Schulthess-von Meiss (1813–1898) besitzt die Graphische Sammlung einen besonders reichen Bestand an Blättern, die der Iconographia zugeordnet werden können. Darunter finden sich zahlreiche äusserst seltene Probedrucke, aber auch Blätter der ersten Iconographia-Gesamtausgabe des Verlegers Marten van den Enden, mit dem van Dyck bis zu seinem Tod eng zusammengearbeitet hat.