Marta Fuchs 1898-1974

"Das schwäbische Götterkind"

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„Der größten Kundry aller Zeiten.“ – Wilhelm FurtwänglerDieses unvergleichliche Lob, zu lesen auf einem Porträtphoto des genialen Dirigenten, galt Marta Fuchs. Solch enthusiastische Verehrung und Hochachtung bei Kollegen, Dirigenten, Publikum und Rezensenten ist wohl selten einer Künstlerin zuteil geworden. Wo immer sie auftrat, herrschte eine stets bezeugte andachtsvolle Stille, ein gebanntes Lauschen auf das geistige Geschehen, dem nicht enden wollender Applaus folgte. Sie war die bewunderte Heroine nicht nur in Bayreuth, die Wagnerinterpretin par excellence, ebenso feierte sie Triumphe in vielen anderen Rollen, welche die Ersten Opernhäuser ihrer Zeit zu vergeben hatten.
Sie war eine Berühmtheit.Einbezogen in ihren Bühnenalltag – bislang aber kaum erforscht – führte Marta Fuchs darüber hinaus ein bemerkenswertes Leben als Mensch und Zeitgenossin, das nur mit Bewunderung zur Kenntnis genommen werden kann. Mutig und unbeirrt in ihren Grundsätzen begegnete die Anthroposophin erster Stunde dem Nationalsozialismus, solidarisierte sich in aller Öffentlichkeit mit dem verfolgten Dirigenten Fritz Busch, trug gemeinsam mit anderen Mitstreitern ihren Protest gegen das Verbot der Waldorfschulen, der Anthroposophischen Gesellschaft und der Christengemeinschaft bis in die höchsten Gremien der politischen Führung vor.Nie war sie um offene Worte in dunkler Zeit verlegen, so zum Beispiel, als sie Hitler noch im Sommer 1939 in Bayreuth öffentlich fragte, ob er einen Krieg beginnen werde, worauf dieser noch 1938 antwortete: „Verlassen Sie sich darauf, Frau Fuchs, es gibt keinen Krieg.“ Ihr Schutz war ihr Ansehen, aber wie viele, gleich ihr prominent, haben geschwiegen?
Sie ist eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte.Diese erste Biographie über Marta Fuchs erscheint zu einem Zeitpunkt, da nur noch wenige Menschen, die ihr persönlich begegnet sind, berichten können und kaum noch von Zeitzeugen die Wirklichkeit der düstersten Jahre deutscher Geschichte erzählt werden kann – das heißt, sie erscheint im letzten Augenblick, ehe das Vergessen beginnt.Zu Ihrem schönen Marschallinerfolg am Ort unserer Erstbegegnung
gratuliere ich herzlich.
Ihr verehrungsvoll ergebener Richard Strauss