Martin Heideggers philosophisches Denken auf der Grundlage seiner Interpretationen zur Kantischen Philosophie

Aus dem Blickwinkel einer Weltwissenschaft, wie sie Karl Jaspers als umfassende Existenzerhellung postulierte

von

Heideggers Bezug zu Kant wurde in der neueren Kant-Forschung allenfalls als interessante und lohnenswerte Ergänzung angesehen. Die Interpretationslinie von der griechischen Philosophie über die Phänomenologie Husserls zur Heideggerschen Fundamentalontologie ist Standard zur Einführung in seine Denkart und stellt den bekanntesten wissenschaftlichen Erschließungsweg dar. Doch beherbergen Heideggers Kant-Interpretationen viel mehr. Sie sind nach meiner Meinung der Schlüssel zu einem vollständigeren Verständnis des Hauptwerkes ‚Sein und Zeit‘.
Um diese These zu fundieren, bin ich dem ‚Weltwissenschaftlichen‘ Grundverständnis von Karl Jaspers konstitutiver Existenzphilosophie gefolgt. Aus ihrer Perspektive ist die Vernunft eingebettet in eine umfassende geistesgeschichtliche Denkart, wobei ‚Kants Philosophie der Erkenntnis‘ als die bestimmenste und schöpferischste Quelle beider Denker anzusehen ist. Mit ihrer Hilfe ist es mir gelungen den Vorwurf einer mangelnden Vollständigkeit von ‚Sein und Zeit‘ zu entkräften. Dieser Vorwurf gegenüber Heidegger resultierte aus dem nicht veröffentlichten dritten Abschnitt seines Werkes, sowie auf seiner spätphilosophischen ‚Kehre‘, die ihm den ‚Patchwork‘ Vorwurf einbrachte. (Hinzu kamen biographische Erklärungen, wie die des Zeitdruckes unter dem er sein Werk fertig stellte). Der Leser wird mir folgen können, dass diese Kritik nicht aufrecht zu halten ist.