Max Matheis und die tiefbraunen Flecken auf seiner weißblauen Heimatweste

Kommentierte Dokumentation der nationalistischen und NS-Texte des Passauer Heimatdichters (1894-1984) aus den Jahren 1909 bis 1978

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Kommentierte Dokumentation der nationalistischen und NS-Texte des Passauer Heimatdichters (1894-1984) aus den Jahren 1909 bis 1978

Max Matheis (1894-1984), seit April 1935 Lehrer in Passau, wurde schon am 01.05.1933 Mitglied der NSDAP, später der SA, Kreiskulturwart von Wegscheid und Mitarbeiter im Sicherheitsdienst (SD) der SS. Seine Ehefrau trat zum 01.05.1937 in die Nazi-Partei ein.
Neben Heimat- und Mundartliteratur schrieb er Texte für die NS-Partei mit Huldigungen auf Hitler, durchsetzt mit antisemitischen Passagen, Kriegsgedichte gegen das polnische Volk, die stark im Einklang mit der NS-„Germanisierungspolitik“ (s. Peter Longerich, Hitler. Biographie. 2015, Seite 696 ff) jener Zeit standen und fügte sich noch im Sommer 1944 mit seinem Stück „Der Kohlenklau wird heut erschlagen“ literarisch in den „Endkampf“ ein.
Nach Kriegsende und einem Jahr Internierung gelang es ihm 1947, die ursprüngliche Einstufung durch die Spruchkammer in die „Gruppe II der Belasteten (Aktivisten)“ in die „Gruppe IV der Mitläufer“ zu erreichen, vor allem auch dadurch, dass er alle seine NS-Texte verheimlichte und das politisch-kulturelle Passau dazu schwieg. So konnte Matheis wieder als Lehrer und Schriftsteller tätig sein, er wurde hochdekoriert mit Orden und Ehrenzeichen; die braunen Flecken auf seiner weißblauen Heimatweste blieben verborgen, er äußerte sich in keiner Weise dazu, hob aber penibel alle Texte aus jener Zeit auf, verzeichnete sie ohne jeden Kommentar in seinem Werkverzeichnis und schaffte es sogar, den einen oder anderen braun gefärbten Beitrag noch einmal in verschiedenen Publikationsorganen unterzubringen. Schon zu Lebzeiten wurde dem Ehrenbürger der Stadt Passau eine Straße gewidmet; nach seinem Tod wurde sein Name auf dem städtischen Ehrenmal im Innstadtfriedhof für die „Wohltäter“ der Stadt aufgenommen.