Max Ostenrieder

Ein Münchner Architekt an der Schwelle zur Neuzeit

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Der Münchner Architekt Max Ostenrieder hatte zu den Bauten Ludwigs II. eine große Zuneigung, man erzählt sich gar, dass er, als um die Jahrhundertwende Stimmen laut wurden, Schloss Herrenchiemsee abzureißen und die Insel in ihren Naturzustand zurückzubauen, sich mit dem Gedanken trug, das Schloss zu erwerben.

Jean Louis Schlim zeigt, wie der begabte Ostenrieder zu einem der gefragtesten Architekten wurde, in einer Zeit, als sich in München die deutsche Neurenaissance „allmählich zur offiziellen Kunstrichtung der Prinzregentenzeit“ entwickelte. Damit hatte im München des späten 19. Jahrhunderts die Architektur eine eigene Formgebung angenommen, die sich elementar vom Gründerzeitstil anderer deutscher Städte unterschied.

Unter dem starken Einfluss und durch die enge Zusammenarbeit des Malers Franz von Lenbach und des Architekten Gabriel von Seidl, die die wichtigen Kunstgebiete der Architektur und Malerei, der Dekoration und des Kunstgewerbes vertraten, entstand eine dekorative Einheit der Künste, wie wir sie weder in Wien noch in Berlin finden. Sie wurde zum
wesentlich unterscheidenden Merkmal der Münchner Kunst.

In diesem Sog ist auch die Arbeit von Max Ostenrieder zu sehen. Seine Wohn- und Geschäftshäuser der Münchner Altstadt, seine Villen am Stadtrand, die Sommerhäuser auf dem Lande, wie auch Bierkellerausbauten prägen die Hauptstadt des bayerischen Königreichs. Nicht zuletzt wird sein Schaffen auch durch seine beiden grandiosen Schlossbauten im Chiemgau und in Luxemburg gekrönt.