Mehr als ein Flüstern

Gewarnt – gewagt – gewonnen. Gereimtes und Ungereimtes in Ost und West. Biographie

von

Beinahe wäre eine vielversprechende
Arztkarriere schon vor ihrem
Beginn zu Ende gewesen. Nur, weil
selbstverfasste Texte eines studentischen
Kabarettprogramms sowohl
den ‚Großen Medizinerball‘ als
auch später das traditionelle ‚Klinische
Vogelschießen‘ in rauschende
Ballnächte verwandeln und zu bejubelten
Erfolgen werden lassen – beides
so gar nicht nach dem Geschmack
der ‚übergeordneten DDR-Organe‘ –, droht
Hansjürgen Freick kurz vor Beginn des Medizinischen
Staatsexamens die Einleitung eines Disziplinarverfahrens
mit dem Ziel der sofortigen Exmatrikulation. In der Nacht
zum 30. Januar 1958 sieht er sich schließlich zur Flucht von
Leipzig nach Westberlin gezwungen; ein riskantes Wagnis,
war doch kurz zuvor das Paßgesetz der DDR in Kraft
getreten: ‚Versuchte Republikflucht‘ wird mit drei Jahren
Zuchthaus bestraft. Hansjürgen Freick beendet sein Medizinstudium
in Frankfurt am Main. Knapp 35 Jahre alt, wird
er der damals jüngste Chefarzt in NRW. Jetzt, nach
Abschluß seines Berufslebens, bleibt Zeit zurückzublicken.
Er berichtet ebenso ernsthaft wie unterhaltsam von seiner
Kindheit und Jugendzeit in den Nachkriegsjahren, von
Eindrücken und Einflüssen, die ihn trotz eines ’negativen
Schlüsselerlebnisses‘ vom Landarztidyll träumen lassen,
letztlich aber ein bewegtes Leben als Chirurg bescheren.
Bei allem medizinischen Können und Wissen hat er eines
nicht vergessen: ‚Was du nicht willst, das man dir tu’, das
füg’ auch keinem andern zu!‘ Dieses Sprichwort aus Kindertagen
wird – umgewandelt – zur Richtschnur seines
ärztlichen Wirkens: ‚Behandle jeden Patienten so, wie du
selbst einmal als Patient behandelt werden möchtest!‘