Meistererzählungen

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Als Großepiker der kleinen Verhältnisse verstand es Wilhelm Raabe wie kein zweiter, Randfiguren in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Diese Auswahl unterstreicht seinen Platz im Dreigestirn realistischer deutscher Prosa des 19. Jahrhunderts an der Seite Theodor Fontanes und Theodor Storms.

Die soziale Zerklüftung der Gesellschaft, Antisemitismus und kleinbürgerliche Vorurteile sind nur einige der Themen, denen sich Wilhelm Raabe in seinem umfassenden Erzählwerk gewidmet hat. Als illusionsloser Chronist des von Brüchen gezeichneten 19. Jahrhunderts in Deutschland gilt seine Aufmerksamkeit der schicksalhaften Verstrickung des Menschen in unkontrollierbare politische Mechanismen. Sympathie zeigt er für die Außenseiter und Querköpfe der damaligen Gesellschaft.
Raabe weiß souverän sowohl Spannung zu erzeugen als auch allegorisch-symbolisch zu erzählen. Beide Aspekte berücksichtigt unsere Auswahl von sechs seiner weniger bekannten Geschichten. Im Werk des großen Realisten seien «das Hoffen und das Verzweifeln eine unvergleichliche Symbiose eingegangen», urteilt Rüdiger Görner in seinem Nachwort.
Inhalt: Holunderblüte / Zum wilden Mann / Horacker / Frau Salome / Im Siegeskranze / Die Hämelschen Kinder.