Münchner Reden zur Poesie

Rede

von

In seiner „Münchner Rede zur Poesie“ (gehalten am 28. März 2012 im Lyrik Kabinett, München) geht Jan Wagner von der überraschenden Tatsache aus, dass auffallend viele Dichter von Auden bis Benn und Brecht begeisterte Leser von Kriminlaromanen waren – ein Zusammenhang, der sich zurückverfolgen lässt bis zu EdgarAllan Poe, der nciht nur einer der Begründer der modernen Poesie ist, sondern auch die Detektivgeschichte erfunden hat. Ausgehend von dessen ‚The Murders in the Rue Morgue‘ fragt Wagner nach Gründen für die Analogie von Krimi und Gedicht:

„Läßt sich vielleicht das Gedicht selbst, wie das unerklärliche Rätsel aufgebende Zimmer in der Rue Morgue [.] als ‚locked room‘ begreifen, als ein verschlossener Raum, vom Dichter ganz gezielt und Schritt um Schritt erschaffen, immer auf den maximalen Effekt beim Leser bedacht, noch die kleinsten Wirkungen berechnend – nur um am Schluß den Schlüssel von innen stecken zu lassen und sich in Luft aufzulösen, auf mysteriöse Weise zu verschwinden?“