Muslimische Religionsgelehrte als Teil des ba’thistischen Regimes in Syrien?

Eine Fallstudie zur Rolle von Muhammad Sa‘id Ramadan al-Buti

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Das ambivalente Verhältnis der Ba‘?-Partei zum Islam sowie die Vielfalt an Religionsgemeinschaften begründen die große Bedeutung der Religionspolitik in Syrien. Im ersten Teil dieser Studie skizziert die Autorin die religionspolitischen Entwicklungen seit dem Machtantritt von Baššar al-Asad im Jahr 2000. Im Spannungsfeld zwischen der Förderung des „offiziellen Islams“ und der temporären Repression von muslimischen Bewegungen fragt die Autorin nach der Rolle von muslimischen Religionsgelehrten, die in Kontakt mit der Regierung stehen. Sind sie als Teil des ba‘?istischen Regimes zu verstehen oder nehmen sie vielmehr die Position von Vermittlern ein?
Um diese Frage zu beantworten, wird im zweiten Teil der Studie das Fallbeispiel eines bedeutenden Religionsgelehrten untersucht: Mu?ammad Sa‘id Rama?an al-Bu?i (1929–2013). Anhand von zehn Freitagspredigten, die al-Bu?i 2011 und 2012 in der Umayyadenmoschee von Damaskus hielt, zeichnet die Autorin seine Positionierungen in Bezug auf zentrale Aspekte ba‘?istischer Politik nach. Das zu diesem Zweck entwickelte Kategoriensystem erfasst al-Bu?is Aussagen zur nationalen Einheit der heterogenen Bevölkerung, zu den Feinden Syriens sowie zu der Frage, ob Syrien eine säkulare Republik oder ein islamischer Staat ist. Außerdem wird seine Darstellung der Aufstände und des Bürgerkriegs herausgearbeitet. Dabei wird deutlich, dass der sich intensivierende Konflikt al-Bu?i dazu zwang, seine vormals eingenommene Rolle als Vermittler aufzugeben.