Mythen, Bilder, Fakten

Auf der Suche nach der deutschen Vergangenheit

von

Bis heute – und in Zukunft – wirkt der Zivilisationsbruch der NS-Barbarei nach, im Kern unfassbar, oft traumatisierend, zu steter Überprüfung der eigenen zivilisatorischen Maßstäbe auffordernd. Aber seine historische und moralische ‚Fallhöhe ‚ hat zugleich Vielfalt, Reichtum und Eigenarten deutscher Geschichte nicht ausgelöscht.
Dieses Buch zeigt auf, wie sehr unsere Geschichte Teil der Gegenwart ist – und zwar nicht nur die Zeit des sogenannten ‚kurzen 20. Jahrhunderts‘ vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 bis zum Ende der kommunistischen Regime in Europa 1989/90. Reformation, staatliches Mehrebenensystem, Nationswerdung schon vor der Französischen Revolution und der Gegensatz zwischen Nord und Süd haben in Deutschland prägnant gewirkt.
Die Geschichte der ‚alten‘ Bundesrepublik von 1949 bis 1989 erscheint im Rückblick als der positive Maßstab unserer nationalen Existenz, der auch nach der Wiedervereinigung im historischen Gedächtnis bewahrt werden muss. Die Auseinandersetzung mit der Vielfalt unserer Vergangenheiten verlangt vor allem, dass wir der Pluralität unterschiedlicher Vorgänge wie Deutungen Raum geben.
Denn Geschichte ist zumeist mehrdeutig. Auch deshalb ist der Kampf um die Deutungshoheit über die Geschichte von erheblicher kultureller wie politischer Bedeutung. Sein Ausgang entscheidet maßgeblich über die Koordinaten der politischen Orientierung.