Nachbarschaftskunde

von

„Muss erzählen, was ich nicht weiß. Ein Autor sollte nicht aufschreiben, was erschon weiß. Schreibend, gleichsam erkundend, sollte er sich über das klar werden, was er beschreibt. Ausgesetztsein, Hilflosigkeit, Unsicherheit, fehlende Nähe, Sorgen, Zorn, Wut, wenn ich mit der Welt uneins bin, dann ist Anlass zu schreiben. Beim Schreiben muss man sich konzentrierenauf das Unwesentliche.“ Genau mit dieser Einstellung gelingt es Campmann jedoch, das Wesentliche zu ergründen: Wenn man die Augen aufmacht und seine Nachbarn wie sich selbst beobachtet, dann kann man die Ereignisse der Zeit begreifbar machen und von der Suche nach einer Positionierung erzählen. In knapp einhundert kurzen Geschichten, deren roter Faden in der Biographie eines am 9. November 1944 Geborenen zu sehen ist, entwirft Campmann ein facettenreiches Bild der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die lauten und leisen Ereignisse in der Familie und in der Welt sind es, die seinen Protagonisten beschäftigen, die dessen Phantasien über das, was war und ist oder gar sein könnte, anregen. Diese Geschichten rühren, regen auf, unterhaltenund setzen sich gekonnt mit dem Suchen und Finden in der Welt zuhause auseinander.