Nachts trinkt María Blut

Erzählungen

von

Eine Abreise auf dem Fluss verwandelt sich augenblicklich in eine Wiederkehr, ohne dass der Reisende, Victor Gutiérrez, auf seiner langen Fahrt die Planken des Bootes jemals verlassen wird. Hat der an der Kajütenwand befestigte ovale Spiegel vielleicht etwas damit zu tun? – Da die übermächtige Mamá Margarita de la Asunción in der Familie dominiert, muss die bezaubernde Königin der Monate April bis September aus dieser Märztrockenheit verschwinden. Doch kehrt sie wirklich niemals wieder? – Weshalb trinkt Vicentes Braut nachts heimlich Ziegenblut? Und wirkt sie deshalb tatsächlich abstoßend? – Jaime Montero trifft letztendlich die Entscheidung, dass die „Esperanza“ unverkäuflich ist. Wie aber soll fortan die Zukunft bewältigt werden? – Abseits vom Licht erfährt der blinde Javier Fuente das Leben, während seine Schwester Olguita sehnsüchtig ihren Liebhaber erwartet.

Den Rahmen dieser Erzählungen aus Lateinamerika aber bilden die fünf Geschichten, die sich in Tres Rios, dem Dorf am Ende der Welt, abspielen. Liebenswert erscheinen seine Bewohner; allen voran der kluge und immer besonnene Alcalde, Amadé Velasquez, die kleine Jasmin Esmeralda, die reizende Rebeca Sanchez – und die sich unentwegt beim Schachspiel bekämpfenden Gegner Jorge und Pablo.

Los pobres no te olvidan, Che! –
In Quito (Ecuador) sprang mir diese Maueraufschrift sogleich ins Gesicht, als ich frühmorgens das Hotel verließ. Beim Anblick der Indígenas in den Straßen und auf der Plaza de la Independencia musste ich darin unweigerlich irgendeine Hoffnung, schlechthin eine unbedingte Wahrheit erkennen! –
Der Autor, Harry Ulber