Nautilus Flugschrift

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Schwein & Zeitwurde bereits vor Erscheinen mit dem österreichischen Karl-Marx-Preis 2018 in der Kategorie »Ökologischer Sozialismus« ausgezeichnet!

»Bei Tieren wird die Linke rechts«, postuliert Fahim Amir und holt zum anregenden Gegenschlag aus – witzig, provokant und aufregend. Hatte einst Brecht das Theaterpublikum angeherrscht: »Glotzt nicht so romantisch«, so sollten auch wir unsere Vorstellungen von Natur entromantisieren. Kritik an Umweltzerstörung oder industrieller Tierhaltung basiert meist auf konservativen Ideen einer »unberührten Natur« oder bejubelt gar vormoderne Formen der Tierzucht.
Dagegen setzt Amir Politik statt Ethik: Wer nach Tipps für die Errichtung urbaner Bienenstöcke sucht, wird nachhaltig enttäuscht. Stattdessen beleuchtet Amir die Rolle widerständiger Schweine für die Entwicklung der modernen Fabrik und berichtet von den Aufständen der – aus Menschen und Nichtmenschen bestehenden – »Schweinischen Multitude«, die New York über Jahre erschütterten. Schwein und Zeit ist ein Gegengift zu jenem Kulturpessimismus, der Tiere nur zu »totalen Opfern« erklären will. Stattdessen wird die Geschichte der Tiere aus einer Perspektive der Kämpfe gedacht: Wenn Tiere als Täter, Staatsfeinde und widerständige Akteure in den Blick genommen werden, wird die Devise »Solidarität statt Mitleid« plausibel.
Es geht um neue Ökologien, die Ordnungspolitikern und Bio-Lehrerinnen unheimlich sind, die aber die Chance für neue Konzepte des Miteinanders und des Widerstands an vielleicht überraschenden Orten versprechen: Taubenfüttern durch renitente Omas als Form militanter Massenpraxis im öffentlichen Raum. Wo es Städte gibt, da gibt es Tauben. Und wo es Tauben gibt, gibt es Widerstand.