Nicht bei Trost. Haiku, endlos

von

Seit 2002 schreibt Franz Dodel an einem gigantischen und einzigartigen Lyrikprojekt, das er mit ‚Nicht bei Trost‘ überschreibt. Die Arbeit besteht aus einem sich scheinbar wie von selbst fortspinnenden Text, einem Endlos-Haiku mit der stetigen Folge von 5–7–5–7 Silben, das inzwischen auf über 13000 Verse angewachsen ist und täglich fortgesetzt wird.
Wie ein textiles Geflecht breitet sich dieses Kettengedicht in die verschiedensten inhaltlichen Richtungen aus. Es schwingt von lyrischen Natureindrücken zu philosophisch religiösen Betrachtungen, verarbeitet antikes Textmaterial, greift biographische Erinnerungsbruchstücke auf und bezieht sich immer wieder auf die sich ausbreitende Textur selbst. Nach jeweils 500 Zeilen knüpft der Inhalt (als Hommage) an Marcel Prousts ‚À la recherche du temps perdu‘ an.
Statt an Ende, Ziel und suspekten Trostangeboten orientiert sich dieser Text an der Offenheit schweifender Reflexion und sinnlich genauer Betrachtung. Noch intensiver wird dieses Umschichten von Arten des Staunens im ‚wachen Schlaf‘ des sich
beim halblauten Lesen entwickelnden meditativen Sogs.
Ein erster Teil von ‚Nicht bei Trost‘ erschien 2004. Hier wird nun ein weiterer, für sich stehender Teil – wiederum 6000 Zeilen – in Buchform veröffentlicht. Auf der linken Seite wird das rechts stehende Gedicht jeweils von Abbildungen, Anmerkungen und Textauszügen, auf die ‚Nicht bei Trost‘ anspielt, begleitet, die den Leser zu weiteren Abschweifungen einladen.

Ausgezeichnet mit dem Staatspreis „Schönste Bücher Österreichs 2008“.