Nichts bleibt unterm Schnee verborgen

Ein Leben in der Kaderschmiede, als Gewerkschaftsführer und Handelsvertreter. Moskau, Berlin, Potsdam, Köln

von

Es ist eine Fahrt zwischen Ost und West. In kaum einem weiteren Land der Welt spielten die beiden Himmelsrichtungen für das Leben eines Menschen eine so fundamentale Bedeutung, dass heute noch unterschieden wird, ob ein Kind im
Osten oder im Westen sozialisiert wurde. Etwas trotzig schloss ich mich denen an, die ihr Leben mit dem Fahren in einem Schiff auf offenem Meer verglichen haben. Ständig wechseln stürmische Zeiten mit Flauten. Die Werft meines Schiffes lag im noch tobenden 2. Weltkrieg an der Elbe, meiner Stadt, die liebevoll Elbflorenz genannt wird. Von der Elbe, aus sächsischen Gefilden, ging mein Lebensschiff in rasanter Fahrt zur Havel. In der barocken Stadt Potsdam machte es Halt. Hier wehte ein frischer Wind, den mein Schiff mit großer Neugier aufnahm. Bildung und Kultur versprachen eine neue Lebensqualität.Von dort wurde es aufgetakelt, und über die Toppen geflaggt. Es peilte in den achtziger Jahren die Ufer der Spree an. Es landete schließlich in Berlin. Hier gelangte es in stürmische Gewässer. Es entging knapp einem Untergang. Notdürftig nahm es Fahrt in den neunziger Jahren in Richtung Rhein auf. Es strandete in Köln. Hier wurde es zu einem Handelsschiff umgerüstet und erhielt einen weiblichen Namen, der mit »Bärbel« mir sehr vertraut war. Nachdem das Schiff fast zwanzig Jahre im Dienste erfolgreicher Kaufleute stand, schipperte der Dampfer wieder in Richtung des preußischen Roten Adlers. In Potsdam fand er im Jahre 2010 seinen
Heimathafen