Nur ein Medizyniker

Poetische Seitensprünge meiner Erlanger Wachsaalzeit

von

Das ist kein Roman trotz der abentuerlichen Figuren, kein Tatsachenbericht trotz der erschreckenden Wirklichkeit, keine Dichtung trotz Verse, kein Tagebuch, obwohl im Alltag einer Klinik entstanden. Im Frühling hatte ich begonnen. Im Herbst riss ich die vergilbten Blätter aus meinem Notizbuch und, vollgekrizelt mit Namen, Krankengeschichten, Daten und Fakten: Gedanken über meine Wachssalzeit, Kollegen, Schwestern, Patienten – und auch Tiere, die mir hier begegnet waren. Hintergedanken der Menschlichkeit!
Das ist der Inhalt meines Papierkorbes, in dem Sie da blättern: Poesie aus Abfällen, Spottlied aus Lust, Liebeslied aus Trauer, Mitleid, Ärger und Erfahrung.
Trauer über die Unvollkommenheit dieses Berufes. Das ist eine bittere Freudenträne, ein fröhlicher Leichenschmaus. Dies ist nur der satirische Versuch eines ungläubigen Medizinmannes, einem gläubigen Chirurgen, sich selbst zu finden in diesem schönen Gewerbe, das uns Zauberkünstler, Priester, Heilige überließen, weil es ihnen selbst zu nahe der Wirklichkeit war.