Nur nicht fühlen jetzt

von

»Seit ich 19 bin, schreibe ich. Für mich. Tagebücher. Ganze Zettelsammlungen kamen zustande. Ich sammelte alles. Gedanken-Gefühle, Worte, kleine Texte, Formulierungen, die mir einfielen, kleine Geschichten, Selbstgespräche, Stimmungen, Beobachtungen, Fragen, einfach alles … Irgendwann, mittlerweile 52 Jahre alt, hatte ich Liebeskummer und schrieb extrem viel und intensiv. Fast zeitgleich (!) ging mein TV kaputt. Das war eine Herausforderung. Also, was tun? Ich nahm mir alles, was ich je geschrieben hatte, und schaute es durch. Eine Begegnung mit mir, meinem Leben und den Menschen, die ich traf. Ich legte los. Manches musste nur überarbeitet werden. Vieles entstand. Ich schrieb zirka vier Monate jeden Abend. Irgendwann habe ich alles gelesen, und es gefiel mir. Dann kaufte ich mir ein neues TV-Gerät … Ach, und das mit dem Liebeskummer – das hatte sich erledigt.« Andrea Engen erzählt in ihrer Kurzprosa mal drastisch, mal lakonisch, mal verzweifelt, mal augenzwinkernd-amüsiert, aber immer authentisch und präzise Momente, Begegnungen und Erinnerungen aus dem Leben einer starken Frau. Die Fotografien von Silke Goes verleihen den Texten eine sehr persönliche Note und atmosphärische Dichte.