Ohne Umweg

Die Lebensreise des Wilm Rodewind - Band 2

von

Im Bad hatte er sich frisch gemacht, danach schlüpfte er in den Rock und besah sich wie immer wohlgefällig im Spiegel. Das „Milchgesicht“ in der „mächtigen“ Uniform mit den vier goldenen Streifen an jedem Arm. Im Übermut hatte er das Schließen und Öffnen der Tür überhört. Sah plötzlich hinter seinem Spiegelbild noch einen Kapitän stehen und erstarrte zur Stele. Wünschte, augenblicklich im Boden zu versinken. Die Finger zu steif, um die Knöpfe zu lösen, die Sprache verschwunden. Hatte ihn der Schlag getroffen?
Als Erinnern und Sprache zu ihm zurückgefunden hatten, stand er noch immer vor dem Spiegel, klein und mickerig anzuschauen, hinter ihm, noch immer hoch aufgeschossen der echte Kapitän. Wilm blieb so stehen, legte nur die Hände an die Hosennaht und stammelte gegen die Spiegelfläche: „Entschuldigung, Herr Kapitän, die Versuchung war stärker als die Disziplin. Es wird nicht mehr vorkommen.“ Er erwartete ein Donnerwetter, Rauswurf.
Stattdessen sagte die feste Stimme: „Der Anzug ist noch einige Nummern zu groß für Sie, aber kleidsam. Wie war der Name?“