Ott, Alois und Werelsche

Roman

von ,

„Vor etwa sieben Jahren kam das erste Buch von Albert Steffen heraus (1907), und ich erinnere mich genau der Wirkung, die es auf mich tat. Ich las den seltsamen Roman ‚Ott, Alois und Werelsche‘ mit jenem reinen, oft lächelnden Vergnügen ohne Kritikbedürfnis, mit dem man einen ganz neuen Autor selten empfängt. Ich fand das Buch überaus poetisch, vor allem, weil es in einer eigenen, starken Atmosphäre schwamm, die voll Farbe und Spielerei schien, voll Jugend und unverlorener Naivität, mit einem großen Reichtum an lieben, kleinen Schönheiten, wie er genialen Jugenddichtungen eigen ist. Daneben aber atmete, zunächst über dem Liebenswerten und malerisch Schönen wenig beachtet, durch das ganze Buch eine ebenfalls jugendliche ethische Begeisterung, ein gläubiger Puritanismus der Seele, der am Schluß des Romans als Hauptsache übrigblieb und als stärkster Eindruck nachklang. Geliebt habe ich das Buch seiner Musik wegen, wegen der eigenen Anmut seines Lächelns und Lachens, seiner Kindlichkeit und süßen Frische; es war ein Buch, dessen Landschaften zu erlebten wurden, und mit dessen Menschen man in der Einsamkeit und im Traume zusammentreffen und reden konnte. In der Tiefe aber klang die Mahnung jenes ethischen Enthusiasmus, die ernstfrohe Menschheitsgläubigkeit dieser Dichtung immer stärker fort, und als ich sie nach Jahren nochmals las, da waren viele hübsche Bilder und Gruppen darin zu finden, die ich vergessen hatte, aber vom eigentlichen, seelischen Inhalt war mir nichts verloren gegangen.“ (Hermann Hesse in „Der Tag“, Berlin, 5.Februar 1914, Nr.30, Ausgabe B)