Parasitismus als philosophisches Problem

Michel Serres' Theorie der Relationen zwischen Kommunikationstheorie und Sprachkritik

von

Der Parasit gehört zur Existenz, seine Akzeptanz zulassen heißt einzugestehen, dass nicht alles perfekt funktioniert, alles läuft nur, weil
die sich der Vernunft und den damit verbundenen deterministischen
Paradigmen entzieht und die Sympathie für elementare, subversive
Instabilität, für Destruktion, Störung, Eingriff, Abweichung und Ungewissheit. Damit verbindet sich die Frage, ob die Figur des Parasiten
die Ordnung oder lediglich die Pathologie eines Systems verkörpert.
Die Omnipräsenz des Parasitären beinhaltet die Perspektive der Ver-
und Zerstörung sowie den Versuch der Überschreitung gültiger Grenzen, die jegliche Eindimensionalität und Eindeutigkeit unterläuft. Daraus erwächst die Energie des Entwurfs eines zwischen Wissenschaft
und Poesie changierenden Konzepts, das sich nicht nur entlang subversiver Eingriffsstrategien bewegt, sondern das epistemologische Bedürfnis kommuniziert, die Gefährdung und die Chance parasitärer Praktiken zu erfassen. Nicht zuletzt ist die Figur des Parasiten in eine Theorie der Wahrnehmung und eine Geschichte der Ästhetik gemischter Empfindungen eingebunden, die den subtilen Reiz und die Sinnlichkeit vermischter Körper in Serres‘ Theorie der Relationen beweist; eine durchweg vernachlässigte Thematik wird mit einer Theorie zusammengeführt,
die erklärtermaßen angetreten ist, jede Form traditionellen Denkens
hinter sich zu lassen, grundsätzlich neu zu beginnen.