Perlefter

Die Geschichte eines Bürgers

von

Die Jahre 1928 bis 1930 stellen die schaffensreichste Periode im Leben Joseph Roths dar. In ihnen entstehen neben dem Roman Hiob, der Aufsatzsammlung Panoptikum, den Briefen aus Deutschland u.a. die umfangreichen Fragment gebliebenen Prosaarbeiten Der stumme Prophet und Erdbeeren. Der gleichen Zeit entstammt auch die unbeendete Geschichte von Herrn Perlefter und seiner Familie.Die vorliegenden neun Kapitel gehören zu den umfangreichen Fragmentblöcken aus dem Nachlaß und können sich als einfühlsames und genau gezeichnetes Charakterbild von hohem künstlerischen Anspruch durchaus neben den abgeschlossenen Werken Roths aus dieser Zeit sehen lassen. In der eindrucksvollen Gestalt Perlefters mit seiner Stellung in Familie und Gesellschaft nachm noch einmal Roths tiefgründige Kenntnis vom Wesen des Bürgertums literarische Form an, wobei sich in jeder Passage Roths unnachahmliche Fähigkeit der Menschenschilderung dominiert. Das hier erstmals veröffentliche Romanfragment, das für die Aufnahme in die Werkausgabe 1975/76 zu spät entdeckt wurde, zeigt, daß die Kunst des Erzählens nicht notwendig auf dem raffinierten Arrangement verschlungener Handlungen, großer Schauplätze und vielzähliger Figurengruppen beruht, sondern in der Konzentration auf das Wesentliche, das niemals aus ‚reiner Objektivität‘ gewonnen und benannt werden kann.