Phänomenologie des Unglücks

Aus dem Nachlaß eines Vormieters

von

Die Großstädte der Gegenwart sind nicht nur Gräber der Lebendigen, sondern auch Brutstätten eines eigentümlichen Lebens, des selbst-gewollten und selbstgestalteten Lebens im Unglück. Die Neuzeit mit ihren prahlerischen Glücksversprechen hat das Unglück ins Private getrieben, nur selten erfährt man von seinem phänomenologischen Reichtum. Ein glücklicher Zufall läßt hin und wieder den Sargdeckel verrutschen. Zeugnisse elaborierten Trübsinns treten dann ans Licht, sei es auch nur dank der Vergeßlichkeit eines verzogenen Vormieters …

‚Man sucht das Unglück, damit es einem nicht begegnet.‘

‚Kein Glück ist so groß, daß es nicht größer wäre, darauf zu verzichten.‘

‚Mir graut vor dem viehischen Ernst, mit dem man hierzulande für sein Glück stöhnt und keucht.‘