Pharos oder von der späten Geburt des Schriftstellers Arno Schmidt

Eine literarisch-biografische Fantasie

von

Außerhalb fiktionaler Kontexte ist ‚Pharos oder von der Macht der Dichter‘ das einzige seiner Werke, dessen Entstehungszusammenhang Arno Schmidt unkenntlich machte; dabei ist mindestens die ungefähre Position in der Werkentwicklung unschwer auszumachen, mithin sind deutlich abweichende Angaben leicht als Fälschungen, Mystifikationen oder kontextuell bedingte Anpassungen zu erkennen; schwerer ist es, einen Grund dafür anzugeben.
Als Schüler schrieb er Gedichte, die er seinem Freund, nach der Heirat Erzählungen, die er seiner Frau widmete. Die meisten dieser ›Juvenilia‹ wurden erst aus dem Nachlass veröffentlicht.
In dieser Studie wird der Hypothese nachgegangen, ‚Pharos‘ markiere die Erprobung einer Schreibhaltung, mit der er sich nach seinem 30. Lebensjahr (‚zu spät‘) dem Lesepublikum zuwenden wollte. Die Erzählung war bei der Niederschrift nicht zur Veröffentlichung bestimmt, geriet erst mit der Aufarbeitung seiner Vergangenheit in den sechziger und siebziger Jahren wieder in seinen Blick und wurde schließlich, eingebettet in sein Spätwerk ‚Abend mit Goldrand‘, doch noch von ihm selber publiziert.
Ausgehend von der Datierungsfrage wird die Erzählung in Zusammenhang mit den ›Juvenilia‹ untersucht. Dabei wird der autobiografische Unterstrom heraus gearbeitet – ein Vorhaben, das durch das Fehlen einer Biografie erschwert ist (daher der Untertitel).