Pilgerorte deutscher Geschichte

Denkmale. Mythen. Helden. Verklärung

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Denkmale sind eine heikle Sache – zumal in Deutschland. Was hier dem einen sein Wohlgefallen ist, ist dem anderen sein Gräuel. Wahrscheinlich gibt es weder eine geschichtlich bedeutsame Person noch eine historische Begebenheit, die von allen Deutschen gleich bewertet wird. Das hängt in erster Linie mit den politischen Ansichten des Betrachters zusammen und – natürlich – mit dessen Toleranzfähigkeit.
Wir Deutsche sind Weltmeister und werden es wahrscheinlich auch bis in alle Ewigkeit bleiben – jedenfalls auf dem Gebiet der Nationaldenkmale: Wir Deutschen besitzen vierundzwanzig Stätten diesen Ranges, während Frankreich und die Türkei sich beispielsweise mit je nur einem zufrieden geben: dem Arc de Triomphe und dem Mausoleum für Atatürk. Dabei wissen wir: Denkmale geben weder Auskunft über die Gegenwart noch über das Ereignis, dem sie gewidmet sind; Denkmale bezeugen einzig den Geist der Zeit ihres Entstehens. So erklärt sich, weshalb in Deutschland eine schier unzählbare und sofort ins Auge stechende Menge nationaler Denkmale an den Zauderer Wilhelm I. und dessen rastlos zur Reichseinigung treibenden Bismarck erinnern, während es für den nur knapp gescheiterten Hitler-Attentäter Georg Elser lediglich – versteckt in einem Konstanzer Garten – eine sehr privat wirkende Gedenkstele gibt. Das hat mit dem staatlich gelenkten Mythos der Heldenverklärung zu tun, der seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland nicht nur „in Mode“, sondern geradezu „Staatsdoktrin“ war. Plötzlich kam ein bisher nicht vorhandener Nationalismus auf, der sich vor allem auch in der Denkmalsgestaltung niederschlug. Wie und warum – auf diese Fragen versucht das Buch Antworten zu geben.