Real Fake Art

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Kurios wirken diese Bilder auf den ersten Blick. Junge chinesische Männer und Frauen präsentieren vor typischen chinesisch-urbanen Kulissen Ölgemälde von amerikanischen und europäischen Künstlern aus verschiedenen Epochen. Rembrandt, Van Gogh, Andy Warhol, Ed Ruscha, sogar Fotografien von Lee Friedlander, William Eggleston, Bernd und Hilla Becher oder August Sander finden sich unter den Werken. Was steckt dahinter?

Tatsächlich sehen wir Bilder einer Multimillionen-Dollar Industrie – die Anfertigung von Kopien bekannter Kunstwerke, die zu Spottpreisen in alle Welt verkauft werden. Van Gogh: $ 75, Andy Warhol: $ 45, Ed Ruscha: $ 50. Ganz überwiegend stammen die handgemalten Kopien aus China, Abnehmer finden sich fast ausschließlich in den USA und Europa, den Herkunftsländern der unerschwinglichen Originale.

Michael Wolf hat die chinesischen Copy-Artisten phantastisch fotografiert und weit über die vordergründige Komik hinaus vielfältige Beziehungen zwischen Bildsujet, urbaner Umgebung und den portraitierten Künstlern in seinen Bildern untergebracht. Die Liste der Fragen, die sich aufdrängen, ist lang:

– Haben Rubens und Rembrandt ihre Werke immer selbst gemalt?
– Werden Kopien nicht angefertigt, um sie Sammlern als Original unterzujubeln?
– Was ist ein Original wert, im „Zeitalter“ seiner technischen Reproduzierbarkeit?
– Wer kauft diese Kopien?
– Warum bedienen die Chinesen diesen Markt?
– Was bedeutet das für andere Industrien?

Diesen und anderen Fragen geht Boris von Brauchitsch in seinem ausführlichen Essay nach, der die Bildstrecke begleitet.