Rede des ewigen Juden

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Ortlepps „Rede des ewigen Juden“ erschien 1836 im Verlag von Friedrich Schäfer in Leipzig. Unter dem Frontispiz – einem „lithographierten Portrait des ewigen Juden“ – stehen die Zeilen: „Der Mann, den ihr der Hölle wähnt verfallen, Glaubt mir’s es ist der Glücklichste von allen“. Sie zeigen schon die Richtung des Poems an, Ortlepps ganz eigenem Beitrag zu den Juden-Emanzipationsdiskursen des 19. Jahrhunderts.
Der „ewige Jude“ war nach dem Volksglauben des späten Mittelalters ein Mann, der Jesus auf dessen Kreuzigungsweg verspottete und deshalb von diesem verflucht wurde, auf ewig durch die Welt zu ziehen. Populär wurde die Gestalt in Deutschland vor allem durch das Volksbuch ‚Kurtze Beschreibung und Erzählung von einem Juden mit Namen Ahasverus‘ von 1602. Den folgenden verschiedenen Darstellungen in der deutschen Dichtung stellte Ortlepp seinen Entwurf eines Menschen bei, der auch das christliche Weltbild einer kritischen Befragung würdig ansieht.
Im Gefolge der von Metternich forcierten Karlsbader Beschlüsse (1819) wurde die Zensur in Deutschland stark ausgeweitet. Ihr fiel auch Ortlepps Veröffentlichung zum Opfer. Das einzige bislang in Deutschland bekannte Exemplar konnte für die Ernst-Ortlepp-Bibliothek des Museums Schloss Moritzburg Zeitz erworben werden. Es diente als Grundlage für diesen Neudruck, der von den Herausgebern mit einer Nachbemerkung versehen wurde. Neun Illustrationen von Dieter Goltzsche komplettieren die Ausgabe.