Regensburger Volkssagen für Jung und Alt

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Ein Vorwort

Es war vor vielen, vielen Jahren schon ein Lieblingsgedanke des hochverdienten Forschers Regensburger Geschichte, Karl Woldemar Neumann, auch über Regensburgs Sagen ein Werk
herauszugeben. Leider konnte er seinen Wunsch nicht mehr zur Ausführung bringen.
Wenn hiezu nun heute von anderer Seite ein kleiner Anfang gelegt wird, so möge dies freundlich aufgenommen werden; denn es geschieht in pietätvoller Weise und im Sinne des Verstorbenen,
aus dessen reicher Sammlung der Stoff zu diesen Erzählungen teilweise entnommen ist.

(AR 1893).
Am Anfang

Was sagst Du zur Aufschrift dieses Büchleins, lieber Leser? – Rufst Du etwa gar verächtlich aus: „Sagen in unserer nüchternen Zeit!
– wozu?“ Oder willst Du es dennoch mit mir versuchen und mich begleiten auf meinen Wanderungen? – Sieh, mich dünkt, die Sage sei doch auch heutigen Tages noch immer nicht zu verachten, sintemal sie nicht selten im Volk so manch ein Stück ächter Geschichte aufbewahrt hat, von dem in gelehrten Geschichtswerken nichts mehr zu lesen ist. Sie gibt in schlichter Form oft tieferen Einblick in das Denken und Fühlen vergangener Zeiten, als jene – glaube mir!
Und darum komm´, laß´ Dich´s nicht gereuen und halte mit mir Umschau in meiner lieben, alten Vaterstadt – denn daß Du´s nur weißt – in Regensburg bin ich daheim!

Laß uns mitsammen stehen bleiben an der oder jener Ecke, vor dem oder jenem Steinbild. Die haben gar viel gesehen, viel erlebt; sie raunen uns so manch eine alte Geschichte zu von einstiger Pracht und Herrlichkeit, von Lust und Leid, Lieb und Haß aus längst vergangenen Tagen – komm laß uns lauschen!

(AR 1893).