Reihe Literatur

Schnappschüsse und Kurzgeschichten aus Kapstadt

von

‚Auf der ganzen Welt ist Kapstadt präsent als stilisierte Ikone, jeder kennt das hakenförmige Profil der Landzunge und den flachen Berg [.] Dieses vorgefertigte Bild gestattet keine Abweichung, keinen Wechsel der Perspektive‘, so schreibt die Autorin.

In den acht Kurzgeschichten ihres Buches Dream Homes bietet Henrietta Rose-Innes dagegen vielfache Perspektivwechsel beim Erforschen ihrer Heimatstadt und vor allem der Menschen, die dort leben. Aufgewachsen im Südafrika der Apartheid hat sie die Paranoia erlebt, die im weißen Teil der Gesellschaft, der ‚Inselgesellschaft‘, herrschte. ‚Erwachsen zu werden bedeutete für mich, aus einem kleinen geschlossenen System nach und nach immer mehr nach außen zu gehen‘, schreibt Henrietta Rose-Innes im Schlusskapitel von Dream Homes.

Die Figuren ihrer Kurzgeschichten zeugen von jenem Moment der Selbsterkenntnis, der von außergewöhnlichen Erfahrungen mit fremden Menschen und unbekannten Orten ausgelöst wird: in der Konfrontation mit jenen Randfiguren der Gesellschaft, die sich an verborgenen Orten zwischen Kapstadt und der urbanen Wildnis ihren Lebensraum ertrotzen. Dream Homes, das sind geträumte Heime, vielleicht auch die Traum-Heimat, in der die Autorin nach der Erkundung der dunkelsten Plätze ihrer Stadt schließlich zu sich selbst zurückkommt.