Reihe Literatur

von

Die Zentrifugalkraft scheint vor allem im Text Die Spirale zu wirken. Zusammengehöriges wird aufgelöst, getrennt und neu gefügt. Virtuose Experimente mit tradierten Formen und Verknüpfungen auf lexikalischer, syntaktischer und semantischer Ebene erzeugen surrealistische Verzerrungen der Realität, fantastische Szenerien voller Witz und Ironie. Eine imaginierte Kamera zeigt im ersten Teil zoomartig Ausschnitte aus dem häuslichen Alltag, dem persönlichen Leben des Ich-Erzählers, die jedoch durch vielfältige Mittel verfremdet und gebrochen sind. Ein einziges, überschriftsloses Kapitel schildert in realistisch-akribischer Reihung den Tagesablauf des Erzählers.

Im Kontrast dazu steht der gesamte übrige Text. In der absurden Erzählung Die Locke ranken sich die Themen Liebe, Erotik, Trennung und Tod um die Person des Frisörs Papa Gogu. Gesellschaftliche und politische Realität werden hier in verschlüsselter Form verarbeitet.

Ein Stück Literatur voller Witz, bitterer Ironie und Distanz, ein permanentes furioses Spiel mit Sprache, Stilebenen, Textsorten und Gattungen, in kongenialer Übersetzung aus dem Rumänischen von Eva Wemme.

„Papa Gogu ist der schnellste Frisör der Welt. Er hält den Weltrekord im Geschwindigkeits-Konturenschnitt und ist dreifacher Olympiasieger im Nackenmassieren. Aber seine Spezialität ist das Bartschneiden. Er rasiert jeden Bart mit einer einzigen ausladenden, in geschweifte Klammern gefassten Bewegung, wie es nur den großen Künstlern beim Porträtzeichnen gelingt. Das ist so etwas wie seine Signatur, die er sich in graphischer Übersetzung gut sichtbar eingerahmt hat.“ (Aus: „Die Locke“)