Reihe P

Gedichte

von

Bernard Noëls Erstling Extraits du Corps von 1958 gilt auch über 50 Jahre nach seinem Erscheinen noch immer als sein wichtigstes Werk. Die Sammlung von Prosagedichten inszeniert in knappen ‘Protokollen’ eine Überblendung von Körper und Sprache, die den Fluchtpunkt von Noëls gesamtem literarischem Schaffen bildet. Changiert der lyrische Duktus der Miniaturen zwischen konkreter Beschreibung und abstrakter poetischer Imagination, so realisiert er ein ambivalentes Wechselspiel zwischen sprachlichen und körperlichen Abläufen. Dieser Versuch des Ineinssetzens von Materiellem und Immateriellem im Medium der Sprache ist nicht ohne Einfluss auf die französischen Lyriker der jüngeren Generation geblieben: ohne ihn wäre z.B. das lyrische Werk von Jean Daive, der sich explizit auf Noëls Band beruft, nicht zu denken. Die zweisprachige Sammlung Extraits du corps / Körperextrakte ist Noëls erstes Lyrikbuch in Deutschland.Bernard Noël wurde 1930 in Sainte-Genevieve-sur-Argence/ Aveyron, Frankreich, geboren. Als er 1953 seinen ersten Gedichtband veröffentlichte, arbeitete er als Lektor und Übersetzer. Fünf Jahre später erschien „Extraits du corps“, eine Sammlung von Prosagedichten. Nach dieser Veröffentlichung erklärte Bernard Noël in einem Brief an seinen Herausgeber seinen radikalen Bruch mit der Literatur und seinen Verzicht auf das Schreiben. Rund zehn Jahre später publizierte er unter Pseudonym „Le Château de cene“. In diesem grenzüberschreitenden Roman, der als Allegorie auf die brutalen Ereignisse im Algerienkrieg intendiert war, schildert er drastisch sexuelle Exzesse und Gewalt, was zur Zensur des Buches und einem Prozess wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften führte. Seit den siebziger Jahren schuf er ein ebenso umfangreiches wie komplexes Oeuvre, das heute mehr als sechzig Titel umfasst, darunter Gedichte, Romane, Reisebeschreibungen, literaturkritische und politische Essays.