Reihe Prosa

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Laura Vermeer verlässt nach einer kurzen Karriere als ‚Kunstterroristin‘ das Berlin der Wendezeit, um in Hamburg als Assistentin des mächtigen Galeristen Hyde ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Dank ihrer Freundschaft zur Agentin Ruth Netzer gerät sie damit in ein Zentrum des sich fundamental wandelnden Kunstmarktes, in dem die Macht der Galeristen, Agenten und Kuratoren wächst, während sie die Künstler zunehmend zu Spielbällen ihrer eigenen Interessen degradieren, und wird schließlich selbst zu einer einflussreichen Protagonistin dieses Prozesses.
Mit ‚Laura oder die Tücken der Kunst‘ knüpft Pierangelo Maset dort an, wo sein Roman ‚Klangwesen‘ endete. Er zeigt die Verflechtungen von privaten, geschäftlichen und künstlerischen Interessen unter den veränderten Produktions- und Vermarktungsbedingungen im Feld der Kunst, die alle persönlichen Beziehungen durchziehen. Zwischen Laura, Ruth, dem New Yorker Künstler Bob und dessen schwesterlicher Freundin Monica entspinnt er eine vielschichtige Vierecksgeschichte, in der sich Erotik, Liebe, Freundschaft, künstlerische Lebensweise und Geschäftliches unauflöslich ineinander verschränken und heftig aufeinander einwirken.

Nominiert zum Deutschen Buchpreis 2007!

Leseprobe:

Bei meinem Gang durch die Ausstellung kam ich an einem Sockel vorbei, auf dem eine entfernt an eine weibliche Gestalt erinnernde Figur stand, La Vénus du Gaz, eine Skulptur aus der Zeit kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wie das Informationsschild vermittelte. Ihr metallener Korpus bestand aus dem, was einmal ein Gasbrenner gewesen war, den der Meister mittels seiner typischen Formensprache in eine Figur verwandelt hatte. Selbst an einem alten Gasherd fand Pablo das Ewig Weibliche wieder, dieser faustische Künstler überführte female Energien in eine ununterbrochen ausufernde und richtungslose Produktion. Mich ärgerten solche Männer, die so einseitig an der Lebensform Frau interessiert waren, dass nur Mutter, Muse oder Nutte übrig blieben.Vielleicht war diese Einschätzung ungerecht, aber sie verhalf mir zu meiner Auswahl und machte auch Mut, denn ich hatte nun sogar eine nicht ganz von der Hand zu weisende Rechtfertigung. La Vénus du Gaz wartete also darauf, mit einem Sprühfilm, der aus meinem Morgenurin bestand, berieselt zu werden, um in ein anderes Stadium zu gelangen, vielleicht sogar ein Stück weit aus diesem Museum herauszukommen.