Reineke Fuchs

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Reineke, der schlaue Fuchs, treibt schon seit der Antike sein trickreiches Unwesen in der Welt der Tierfabeln. Stets schlägt er den Mächtigeren, Größeren und Stärkeren ein Schnippchen, legt sie aufs Kreuz und entgeht dennoch ihrer Rache. Sei es der eitle und machtgierige Löwe, der selbstsüchtige Wolf, der fresssüchtige Bär oder der ängstliche Hase – Reineke kennt die Schwächen seiner Gegner und nutzt dies zu seinem eigenen Vorteil. Er spielt virtuos nach den Regeln einer Welt, in der gilt: „Fressen oder gefressen werden“. Dabei entlarvt Reineke die Doppelmoral der Gesellschaft und bringt deren offizielle Wahrheit durch seine Lügen ins Wanken. Goethes Versepos ist die Grundlage für eine moderne Auseinandersetzung mit dem schlauen Fuchs, der Vorbild für heutige Spieler und Profiteure, charmante Verbrecher und kluge Egoisten aus Politik und Wirtschaft, aus Vereinen, Kirchen, Universitäten oder den Medien ist, aber zugleich auch den Egoisten in uns selbst anspricht. Durch Reineke werden wir gezwungen, uns und unser Gesellschaftssystem zu überdenken: Wer sind die Gewinner in unserem System? Ist der Ehrliche immer der Dumme? Wie weit würden wir selbst gehen, um „Oben“ mitzumischen? Goethe wählte als Versform durchgehend den Hexameter, auch um anderen Dichterkollegen zu „beweisen“, wozu er fähig war.