Revecca. In Leros liegt das Gold für Alexandria

Roman

von

Der Philosophiestudent Lutz Wolters ist bei seiner Doktorarbeit über die Gnosis in einer unbeherrschbaren Schreibkrise steckengeblieben (man erfährt manches über Verlauf und Psychologie solcher Schreibkrisen). Er bricht sein Studium ab und flüchtet zur Seefahrt, wo er 1957 auf einem Indienfahrer als niedriger Charge (Maschinenreiniger) nach Alexandria schippert (die 50er Jahre werden dabei wach, die Zeitgeschichte – Suezkrise – beginnt sich einzumischen). In Ägypten kann er für einige Zeit von Bord gehen und fährt nach Alexandria zu einer griechischen Familie.
Dort trifft Lutz auf die Griechin Revecca, die in Alexandria aufgewachsen ist und jetzt als Armeeoffizierin in den USA lebt. Mit der selbstbewußten, älteren Frau verbindet ihn bald eine heftige erotische Affäre. Doch die Liebe der beiden führt nicht zu einer glücklichen Erfüllung, eine innere Distanz ist unüberbrückbar, denn Revecca trägt eine quälende Schuld aus dem vergangenen Krieg: Sie hat als junge Kommunistin mit ihrem Verlobten Jannis auf der Ägäisinsel Leros im Widerstand gegen die Deutschen gekämpft. Im Streit über eine erbeutete deutsche Goldlieferung hat sie ihn erschossen, ist aber unentdeckt geblieben. Sie braucht jemanden für ihre Lebensbeichte und erzählt ihre Geschichte jetzt dem jungen Deutschen. Es ist die Geschichte einer hochmütigen Liebe aus Alexandrias Jeunesse d`orée, deren letzter Akt sich (1941-1945) in einer Ferienvilla auf Leros abspielt, während die Insel von den Deutschen besetzt ist. Ein dritter Mann mischt sich in die Beziehung von Jannis und Revecca ein, der Partisan Matsakis, untergetauchter Jude aus Thessaloniki. Nach dem ungeklärten Verschwinden ihres Verlobten zieht Revecca zu Matsakis und bringt dort Jannis‘ Kind zur Welt. Den Hintergrund bildet die Präsenz der deutschen Besatzungstruppe, vor allem in Person eines dienststrengen Gefreiten und des Bewährungssoldaten Robert de Vries.
Später macht Revecca Karriere in der amerikanischen Armee, trägt aber ihre Traumata so lange mit sich herum, bis Adjutant Lutz Wolters ihr heraushilft.
Revecca erzählt, und allmählich entwickelt sich zwischen ihr und Lutz eine tiefere persönliche Beziehung, wobei die beiden erkennen, daß sie ähnlich veranlagt sind: Sie wollen beide ‚zu hoch hinaus‘. Sie träumen beide dem Ungelebten nach, den unverwirklichten Größenträumen, mit denen Lutz und Revecca und sicher auch viele Leser von heute in ihr Leben aufbrechen. Als die Beiden sich trennen, nimmt Lutz diese Einsicht mit – sie wird für ihn lebensrettend sein: Er verändert seine Ansprüche an die Welt, und in einem riskanten Experiment stößt er schließlich durch zu seiner bisher blockierten Kreativität.
Das Geschehen wird im Jahre 1995 wieder aufgegriffen: Lutz, seine Frau Thea, Revecca und Elias Matsakis sind über die Jahre in Kontakt geblieben. Sie treffen sich ein letztes Mal in Alexandria, einer mittlerweile islamisch gewordenen Stadt – Veteranen des Weltkriegs und die darauf folgende Generation. Das Rätsel des verschwundenen Goldboots wird überraschend gelöst. Lutz und Revecca begegnen sich ein letztes Mal. Sie stehen für zwei ganz verschiedene Lösungen desselben Lebensproblems von Größenwunsch und Höhenangst. – Mit Rommels kurz vor Alexandria abgebrochenem Feldzug spielt ein historisches Symbol für Hybris in das Geschehen hinein.