Rufen, Hören und Sprechen beim frühen Heidegger

Die Begründung der stimmlichen Welterschließung

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Gegenwärtig schließt vor allem die Form des sogenannten ‚performativen Denkens‘ die zentrale Frage nach dem Weltverhältnis des Menschen ein, und genau in diesem Zusammenhang können die jüngeren Forschungen in Bezug auf die menschliche ‚Stimme‘ als prototypisch in dem Sinne gelten, dass sie nicht nur die Kriterien für ein angemessenes Verständnis der performativen Denkform erfüllen, sondern darüber hinaus als eine organische Einheitsform dieser Kriterien konzipiert werden können. Dies gelingt jedoch nur, wenn wir in die Überlegungen die Sinnlichkeit der (v)erklingenden Stimme einbeziehen und auf diese Weise in ihre eigentliche Dynamik vorstoßen, welche die üblichen Darlegungen zur Stimmlichkeit der Stimme zumeist verfehlen. Ohne einen Einblick in die spezifische Dynamik der Stimmlichkeit ist es nämlich unmöglich, die Verbindung zwischen der performativen Welterschließung und der Stimmlichkeit herauszustellen. Und dafür wiederum muss nach Überzeugung des Autors eine hinreichende Explikation der sogenannten ‚Eigentlichkeit‘ der Stimmlichkeit in den Blick genommen werden. Was ihn in diesem Zusammenhang vor allem interessiert, ist der integrative Ansatz einer „Grundbewegtheit des faktischen Lebens“, mit dem sich der junge Heidegger im sogenannten Natorp-Bericht auseinandergesetzt hat. Dieser Ansatz, mit dem er auf eine eigene Performativität des menschlichen Weltverhältnisses aufmerksam macht, wird nämlich einige Jahre später in Sein und Zeit als eine Art stimmsprachlicher Welterschließung des „eigentlich hörenden Anrufverstehens“ wieder aufgenommen und präzisiert.