Sagen aus dem Böhmerwald

Besonders aus Berg Reichenstein und Umgebung

von

Das Gegenstück zum Buch „Volksmärlein aus dem Böhmerwalde“ vom selben Autor.
Das Reichensteiner Ländlein ist weltfernes Gebiet. Drum grünen dort die Ranken der Sage noch üppig und unverkümmert und treiben immer wieder frische Schößlinge, drum ist dort zwischen Bergen und Wäldern die dichterische Kraft des Volkes noch ungebrochen, während anderswo bei Schlot und Schienenstrang das Volkstum längst verblaßt ist und Allerweltsbrauch seelenlos und farblos wuchert und allen Zusammenhang mit den ehrwürdigen Quellen deutschen Lebens frech zerstört.
Im Reichensteiner Ländlein stehen die Berge auf goldenen Füßen und Gold führen die dunkeln, felsgehemmten, schallenden Flüsse, die am wilden Rachel, am zerstürzten Lusen und in steilen, abseitigen Bergseen entspringen. Und weithin über den uralten Goldgau blickt ein mannhaftes Wahrzeichen, das doppeltürmige Burgtum eines deutschen Kaisers, wohl das Schloß Schildheiß des Volksbuches vom Herzog Eginhard.
Wer dies Land sinnend durchwandert, dem ist es kaum verwunderlich, daß hier so viel Spuk haust in verrufenen Einschichten und öden Friedhofskirchen und Beinhäusern, die schon am hellichten Tage gespenstisch und finster genug starren, geschweige denn zur Nacht. Mit frommen Augen zieht hier noch die Legende durch den Wald und die Sage klettert in versprengten Stollen, drin die zackige Erzader gleißt, und verspinnt Burg und Schlucht und spiegelt in den Tümpeln berüchtigter Moore.
Von Herzen gern empfehle ich das Sagenbüchlein dieser heimlichen und unheimlichen Landschaft, wie man dem Wanderer rät, der ein Mooslichtlein glimmen sieht über einem verwunschenen Geldtopf: „Freund, greif beherzt zu! Du ergreifst einen Schatz.“ Neuern, im Laubriß 1923. Hans Watzlik
Gebunden, 343 Seiten, Illustrationen