Sammlung der Zeitzeugen

Verschleppt nach Rußland. 1945-1954

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Eine Spur der Willkür und Gewalt sowjetischer Militärgerichte zieht sich durch die ersten Nachkriegsjahre in Ostdeutschland. Von der Vollstreckung ihrer Urteile blieben auch Jugendliche nicht verschont. Das russische Lagersystem nahm sie als rechtlose Arbeitssklaven in seine Fänge. So wird im Herbst 1945 der fünfzehnjährige Harri Jaeger zusammen mit vier Freunden von einem Militärtribunal in der Sowjetischen Besatzungszone zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Die Anklage lautet auf Diebstahl, Waffenbesitz und Bandentum. Die Jungen hatten aus einem alten deutschen Vorratslager bei Magdeburg einige Dosen Fleischkonserven entwendet.
Zusammen mit anderen deutschen Häftlingen und mit verurteilten russischen Soldaten werden sie im Güterzug nach Sibirien verfrachtet. Harri Jaeger überlebt zehn Jahre brutaler Lagerhaft bei schwerer Arbeit. Als er 1955 entlassen wird, soll er für die Rückfahrt nach Deutschland ein Visum und Fahrgeld vorweisen. Es folgt eine verrückte Zeit in der Ukraine, in der er mit der Russin Schura erstmals eine Frau lieben lernt.