Schattenseiten einer Arztkarriere

Ernst Wilhelm Baader (1892-1962)

von

Am 14. Mai 1925 wurde am Kaiserin-Auguste-Viktoria-Krankenhaus im Arbeiterviertel Berlin-Lichtenberg eine Station für Gewerbekrankheiten unter der Leitung Ernst Wilhelm Baaders eingerichtet – das Gründungsdatum der modernen Arbeitsmedizin in Deutschland. Mit seiner Auffassung von der Bedeutung der Gewerbemedizin für die ‚wirtschaftliche und gesundheitsmäßige Rassenentwicklung‘ kann Baader schon 1930 in der ideologischen Nähe der späteren Machthaber verortet werden. 1933 profitierte er von der Vertreibung jüdischer Ärzte: Er wurde Chefarzt im Städtischen Krankenhaus Berlin-Neukölln, wo er nach 1934 als außerordentlicher Professor das neu eingerichtete Universitäts-Institut für Berufskrankheiten leitete.
Gine Elsner hinterfragt das Selbstbild der Arbeitsmedizin, in dem deren weitgehende Kontinuität unabhängig vom politischen System behauptet wird. Ihr Fazit: Baader ist keine geeignete Person, den Posten eines ‚Altmeisters‘ der deutschen Arbeitsmedizin zu übernehmen.