Schattenspringen

Roman

von

‚Der Kleine vergaß die Begegnung mit den Fahrzeugen, die für andere den Tod brachten, ihm jedoch Dinner- und Breakfast-Pakete zuwarfen. Er musste seine Gangart so verändern, dass er keinen Schatten berührte.‘
Sechzehn Jahre ist ‚der Kleine‘ alt, der sich nach der Befreiung aus
dem Konzentrationslager Buchenwald auf den Weg zurück in das heimatliche Jugoslawien macht. Der eben erst freigekommene Held in Ivan Ivanjis eindrucksvollem Roman steht zwischen der seinem Alter entsprechenden Unbekümmertheit, den sentimentalen Erinnerungen an die Kindheit und einem tiefen Wissen vom Leben und der Welt, den Erfahrungen der Verfolgung. Lebens- und Erlebnishunger sind sein Antrieb bei der Wiederentdeckung
der Welt, die physisch wie psychisch, materiell wie moralisch
eine Trümmerwelt ist und in der ‚der Kleine‘ sich behaupten,
sich seinen eigenen Weg ohne taugliche Vorbilder schaffen muss.
Mit gehöriger Skepsis vor der Verlässlichkeit der eigenen Erinnerung
beschreibt Ivanji klar und unsentimental die Rückkehr seines Helden,
der keine Hoffnung auf Wiederbegegnungen hat. Auch der idealisierte
Vater, der bis dahin immer Wort gehalten hat, wird diesmal sein Versprechen, sicher wiederzukommen, gebrochen haben.

Ivan Ivanjis beeindruckender Roman über eine überschattete Kindheit als einmalige Sonderausgabe zum 80. Geburtstag des Autors