Schaumschluchten

Gedichte

von

Bettina Balàka ist weithin bekannt für ihre Erzählungen und Romane, zuletzt den mehrfach ausgezeichneten Roman Eisflüstern. Nach längerer Zeit legt sie nun wieder einen Lyrikband vor, der auch für ihre vertrautesten LeserInnen überraschend sein wird.
Schaumschluchten verbindet schon im Titel die Pop-Oberfläche des schönen Scheins mit unbestimmten Abgründen. Ein gänzlich unsentimentaler, ja nahezu grimmiger Ton herrscht in diesen Gedichten. Bettina Balàka bleibt nicht an den lieblichen Oberflächen stehen: Lyrik, der Film in Worten, wie es bei R.D.Brinkmann hieß, ist in der Version dieser Autorin eine Abfolge von Bildern, die sogar unsere Träume choreographieren. Und so wie zwischen Träumen und Alpträumen ein schmaler Grat ist, so kippen auch diese Gedichte im Handumdrehen, zwischen zwei Zeilen, aus dem Harmlosen ins Schreckliche, aus der Idylle in den Horror.
Balàkas motivisches Inventar ist reich: Mediensplitter, Psychoanalyse, Tiere, Touristen und Tote. Die Sprache ist widerspenstig, borstig, vielleicht ist nur so die Welt der alten Kinderbücher mit der der Werbung zusammenzuzwingen. Die Bilderfolgen, die Balàka entwirft, sind für lyrische Verhältnisse nahezu roh, Fragmente von Geschichten, unfertige Narrationen, unauffällig kunstvolle Notate.
So entsteht eine Lyrik, die dort ankommt, wo Lesen unbedingt hingehört: In die Gegenwart. Vielleicht ist das der Tenor der Gedichte: ‚Geh getroffen / doch ohne Betäubung.‘